An dieser Stelle möchte ich einige Bücher vorstellen, die nicht nur Staubfänger in meinem Regal darstellen. Dabei handelt es sich um Tolkien-Nachschlagewerke, Interpretationsansätze und Filmbücher, aber auch historische und Fantasyromane werden aufgeführt.
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Tolkien-Sekundärliteratur 
Romane


Tolkien-Sekundärliteratur


Beard, Kenney:
Der Herr der Augenringe
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Blanvalet, ISBN 3-442-24177-4 Preis: 6,50 Euro

Frito Windbeutel hat eine Aufgabe zu erfüllen: Sauertopfs Ring stellt eine Gefahr für Niedermittelerde dar, und die gilt es zu bannen!
Die Verballhornung "Tollkühn" hat sich Tolkien-Lesern beim Namen des genialen Schöpfers ja immer schon aufgedrängt, aber die Parodie von Henry Beard und Douglas Kenney führt das Fantasy-Epos des letzten Jahrhunderts ad absurdum. Auch Margaret Carroux dürfte sich beim Übersetzen schlappgelacht haben (um es einfach mal so auszudrücken).
Der erste Brüller offenbart sich bereits im Inhaltsverzeichnis, wo der geneigte Leser beim Überfliegen das vielsagende achte Kapitel entdeckt: "Kankras Lauer und andere Luftkurorte"... Spinnenphobikern dürfte bei diesem Ulk schlecht werden.
Alle anderen gelangen vermutlich zumindest schonmal bis zur Karte, aber die stellt das Zwerchfell auf eine weitere harte Probe. Wo sonst gibt es ein "Land der Kriechschweine" oder "Das alte summende Loch" (welches südlich von Fordor liegt)? Riesenschweine gibt es übrigens auch, aber Frito und seine Freunde erleben auch mit nymphomanischen Elben so allerhand Abenteuer, die der Leser so schnell nicht vergißt.
Dieses Buch ist ein Riesenspaß für humorvolle Herr der Ringe-Fans. Puristen werden möglicherweise einen Schock fürs Leben erleiden - oder aber ihnen stehen mindestens die Haare zu Berge.
Manche Gags sind zwar nicht wirklich überraschend und weitaus effektvoller beispielsweise in den berüchtigten Tagebüchern der Gefährten gesetzt, aber die Investiton lohnt sich. Die Lektüre ist im Gegensatz zum Original sehr kurzweilig, weil später auch riesige Passagen gar nicht aufgegriffen werden.
Macht aber nix...




Wolfgang Krege:
Handbuch der Weisen von Mittelerde
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Klett-Cotta, ISBN 3-608-93311-5 Preis: 25,50 Euro

Der haßgeliebte zweite Übersetzer des Herrn der Ringe hat ja nicht nur diesen übersetzt, sondern auch andere Werke des Professors. Das befähigt ihn auf wunderbare Weise, in einem großformatigen Buch all das unter alphabetisch geordneten Stichworten zusammenzufassen, was der geneigte Fan immer schon mal wissen wollte.
Bestückt ist dieses Werk zudem mit zahlreichen Illustrationen und Karten, teils in Farbe, ebenso finden sich auf der einen oder anderen Seite Zwergenrunen.
Das läßt schon ein ziemliches Fantasyfeeling aufkommen - aber als Fanfictionautorin habe ich die Erfahrung gemacht, daß die Informationen in den meisten Fällen zu knapp und zu oberflächlich zusammengefaßt sind, um wirklich darin herumstochern und noch etwas lernen zu können.
An sich würde das kein Problem darstellen, doch für den stolzen Preis hätte ich, besonders von Krege, mehr erwartet als einen Kurzführer in netter Aufmachung. Hilfreicher ist da das folgende Buch von Tyler.




J.E.A. Tyler:
The complete Tolkien Companion
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Pan Macmillan, ISBN 0-330-41165-9 Preis: 16,95 Euro

Wer ist Banazîr Galbasi? Wenn man der englischen Sprache ein wenig mächtig ist, verrät diese beeindruckende Enzyklopädie von Tyler dem Suchenden, daß es sich dabei um niemand geringeren als Samweis Gamdschie handelt.
Diese und andere Einzelheiten verstecken sich auf 716, für englische Bücher üblich-gräulichen Seiten, die zwar recht schmucklos sind, aber der Inhalt macht alles wieder wett.
Natürlich muß man in Kauf nehmen, daß man Eigennamen in beiden Sprachen kennen sollte, sonst ist Verwirrung vorprogrammiert. Aber dennoch sind die Texte leicht verständlich, informieren umfassend und zusammenhängend, strotzen teils nur vor Querverweisen und lassen kaum eine Frage offen.
Genau das Richtige also für den Fanfictionschreiber, der eine Ecke zum Austoben sucht, aber auch für den "Tiefenforscher", der sich an einem verregneten Sonntagnachmittag vor dem Kamin in den Mikrokosmos Mittelerde stürzen will.
Viel Wissen für einen vernünftigen Preis!




Brian Sibley: Der Herr der Ringe -
Das offizielle Filmbuch
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Klett-Cotta, ISBN 3-608-93501-0 Preis: versch.

Leider ist dieses Buch inzwischen zur Rarität geworden. Das ist sehr bedauerlich, obwohl es dem echten Fan inzwischen wenig Neues bieten dürfte. Allerdings findet er hier kompakt und fundiert zusammengetragen, was er sich mühselig aus anderen Quellen zusammensuchen müßte.
Das Buch ist wunderschön gestaltet und mit teils seltenen, aussagekräftigen Bildern geschmückt - natürlich in Farbe. Das ist nichts gegen die "Bilderbücher", die Klett-Cotta zu den Filmen herausgegeben hat, obwohl Pierre Vinet auch für diese großartige Aufnahmen beigesteuert hat.
Denn dieses Werk hier hat wesentlich mehr Substanz. Es erzählt die Entstehungsgeschichte des Films in vielen Facetten und läßt jeden der bedeutenden Schauspieler in einem Porträt zu Wort kommen.
Leider fällt mein geliebtes Exemplar inzwischen auseinander - hätte man es für den Preis nicht auch gebunden herausgeben können (damals 15 Euro)? Egal, auch wenn es vielleicht nicht mehr den damaligen Wissenswert hat, bin ich noch immer stolze Besitzerin und kann nur jedem raten, den Buchhändler auf Jagd zu schicken oder bei Amazon die Gebrauchtangebote zu durchstöbern. Es lohnt sich wirklich.




Brian Sibley: Der Herr der Ringe -
wie der Film gemacht wurde
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Klett-Cotta, ISBN 3-608-93502-9 Preis: ca. 7 Euro

Nicht weniger rar als Sibleys Vorgänger ist auch dieses Buch inzwischen geworden. Begeistert vom ersten Buch, habe ich mir dieses sogleich bestellt, als ich von seiner Existenz wußte - aber es ist nicht nur dicker, sondern auch noch detaillierter als das "offizielle Filmbuch".
Das mag daran liegen, daß es sich einem ganz anderen Thema widmet, nämlich der Machart der Filme. Wer keine Lust hat, sich alle Specials der Extended Edition DVDs anzutun, ist mit diesem Buch sicher gut beraten.
Vor allem der, der sich für Details der Filmkunst interessiert. Wie kommt der Hobbit zu seinen Ohren? Wie hat Howard Shore uns mit den Soundtracks einen solchen Ohrenschmaus beschert? Und wie kommt Eowyn zu ihren wundervollen Kleidern?
Reich bebildert entführt dieses Buch den Leser ans Set nach Neuseeland. Das ist nicht immer kurzweilig, aber wem der Text zuviel wird, hat genug Bilder zum Anschauen.
Nein, das ist natürlich nicht ernstgemeint. Aber wer sich nicht für ein fast 200seitiges Making of in Buchform interessiert, sollte sich nicht die Mühe machen, dieses Werk noch auftreiben zu wollen.




Servos, Arendt: Der Herr der Ringe -
Der neue Film "Die zwei Türme",
das Phänomen & die Fans
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Heel, ISBN 3-89880-126-8 Preis: ca. 22 Euro

Autor Stefan Servos ist niemand anderes als der Webmaster von herr-der-ringe-film.de. Das erklärt wohl unter anderem, wie er es vollbracht hat, dieses Buch mit großformatigen Hochglanzbildern bestücken zu können.
Mit diesem Buch richtet er sich voll an die Filmfans. Dabei hat er den Leser damals nicht nur mit einer Vorschau auf Teil 2 und 3 der Trilogie beglücken können, sondern auch mit einer "Gefährten"-Filmanalyse, Filmfehlern, einem Überblick über die Welt des Merchandise uvm.
Das Non Plus Ultra war für mich jedoch der kompakte, sehr nützliche und leicht verständliche Sindarin-Sprachkurs im Anhang. Auf das Buch gestoßen bin ich durch den Vorgänger, der sich mit dem ersten Teil der Filmtrilogie beschäftigte. Er hat mir grundlegende Informationen vermitteln können. Den dritten Band kann ich nicht beurteilen, aber der vorliegende zweite hat mir gute Dienste getan.
Leider ist er sehr in seiner Zeit verhaftet und das erklärt wohl, warum auch dieses Buch nur noch schwer erhältlich sein dürfte. Aber die Brisanz von damals hat es ohnehin nicht mehr. Wer es in seiner Sammlung hat, kann sich ehrlich freuen - und wer nicht, muß nicht mehr traurig sein.




Mark Eddy Smith:
Tolkiens ganz gewöhnliche Helden
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Gerth Medien, ISBN 3-89437-791-7 Preis: 7,95 Euro

Dieses Buch ist das einzige von allen in dieser Liste, das ich mir wirklich noch einmal nehmen und aufschlagen mußte, um mir in Erinnerung zu rufen, worum es inhaltlich ging. Mark Eddy Smith hat sich an einer Analyse der Tugenden und Werte im Herrn der Ringe versucht.
Auf knapp 150 Seiten nennt er 30 Aspekte, angefangen bei Einfachheit über Freundschaft, Demut, Weisheit und Mut bis hin zu Gerechtigkeit und Liebe. Er belegt seine Argumentation stets am Text, und zwar nicht nur im Herrn der Ringe, sondern auch in der Bibel.
Tolkien selbst war tief religiös, doch Mittelerde ist frei von Religionen und ständig krampfhaft nach religiösen Verbindungen suchen zu wollen scheint mir deshalb etwas weit hergeholt.
Anfangs lesen sich seine Deutungen aufschlußreich und interessant, doch schließlich neigt er dazu, sich zu wiederholen - vermutlich, weil er alles viel zu sehr aufgesplittet hat. Und plötzlich erscheinen Tolkiens Helden nicht mehr, wie im Titel benannt, "ganz gewöhnlich", sondern herausragend. Wie sonst hätte Smith so viele Einzelheiten finden können?
Ich habe das Buch ganz gelesen - aber nur, weil ich nicht kurz vor Schluß aufgeben wollte. Wäre aber nicht schlimm gewesen, denn viele wichtige Dinge wurden nicht mehr erwähnt.
Wer wirklich etwas Kurioses und Interessantes erfahren will, ist mit dem nachfolgenden Buch besser beraten.




Oliver D. Bidlo: Mythos Mittelerde amazon.de
Books on Demand, ISBN 3-8311-3744-7 Preis: 11,50 Euro

Aufgrund der Tatsache, daß der Autor über Books on Demand veröffentlicht hat, stand ich selbst schon mit ihm in persönlichem Kontakt (und danke ihm für seine vielen Tips!).
Man sieht dem Buch zwar an, daß es ein Selbstmachwerk ist - habe ich da Word im Verdacht? ;) - aber es ist gut, daß Oliver Bidlo uns seine Gedankengänge nicht vorenthalten hat.
Am interessantesten fand ich die Deutung der im Herrn der Ringe vorkommenden Zahlen. Halt - nicht nur der Herr der Ringe findet Erwähnung, sondern auch der Hobbit!
Auch auf Tugenden und Werte kommt Bidlo zu sprechen, belegt stets am Text und bringt dem Leser einige (vermutliche) Hintergründe von Tolkiens Schaffen nahe. Er schreibt dabei so flüssig und unterhaltsam, daß man den wissenschaftlichen Charakter seines Werkes vergißt. Manche Schlußfolgerungen habe ich regelrecht mit Spannung erwartet.
Insofern sollte man sich nicht am Erscheinungsbild des Buches stören, zumal es gar nicht unansprechend ist. Man wird durch die Lektüre reich belohnt.




Karen Wynn Fonstad:
Historischer Atlas von Mittelerde
amazon.de
Heel, ISBN 3-608-93237-2 Preis: 25,50 Euro

Die Autorin lehrt in Wisconsin Geographie und Kartographie. Das merkt man, und es tut sehr gut. Hier hat sich kein Ahnungsloser hingesetzt und ein paar Karten gemalt - sie hat vermutlich jedes Werk Tolkiens von vorn bis hinten durchgearbeitet und aufbereitet.
So erfährt man dann endlich, was sich jenseits aller Grenzen der normalen Mittelerdekarte erstreckt. Valinor wird ein sichtbarer Ort, ebenso erfährt man, daß es auf Arda mehrere Kontinente gibt und östlich von Mittelerde ein Gebirge, welches das Nebelgebirge in den Schatten stellt.
Aber Fonstad hat auch alle Wege der Gefährten aufgezeichnet. Taggenau, mit Meilen pro Stunde und allem anderen, was man nur schwer zwischen den Zeilen des Herrn der Ringe lesen kann. Auch Klimazonen und den räumlichen Aufbau von Beutelsend zeigt sie dem Leser, erläutert alles durch Texte mit Verweisen und erleichtert das Suchen mit einem Register.
Nach Zeitaltern geordnet, kann man aber auch stöbern und wird sich nicht nur einmal über die Genauigkeit der Karten wundern.
Dieses Buch war für mich ein echter Gewinn - da kann man den Preis verschmerzen.




Herr der Ringe Rollenspiel Grundregelbuch amazon.de
Pegasus, ISBN 3-930635-86-3 Preis: versch.

Hätte ich das Buch nicht durch einen Wettbewerb gewonnen, wäre ich damals zu geizig gewesen, 40 Euro dafür zu berappen. Diesen Preis ist das Buch aber allemal wert.
Es ist ein einziger aufwendig gestalteter Bildband mit Informationen, wie jeder Rollenspieler - aber auch Autor! - sie sich wünscht.
Man lernt, wie man seine eigenen Helden erschafft, mit welchen Fähigkeiten man sie ausrüsten kann, erfährt Grundlegendes über Völker und Orte, aber das ist nicht alles.
Viele Infos gehen sehr ins Detail, so daß der Erschaffer eines Abenteurers seine wahre Freude daran hat. Man hat für lange Zeit ein Lesevergnügen und kann immer wieder nachschlagen, aber auch ein Rollenspielunkundiger wird sich mithilfe der einleitenden Texte schnell einfinden können.
Bei Amazon ist es noch gebraucht zu finden und gar nicht mehr so teuer, aber jeden Cent wert.




David Day: The Hobbit Companion
deutsch: Das Buch von den Hobbits
amazon.de
Pavillion Books, ISBN 1-86205-518-1 Preis: 12,50 Euro

Ich stelle hier die englische Fassung vor, weil es erstens halb so teuer ist als die deutsche Ausgabe (schlägt mit 22 Euro zu Buche) und zweitens ist es einfach nur - niedlich. Es ist mir in einem Londoner Buchladen aufgefallen, weil es gerade halb so groß ist wie ein gewöhnliches Buch. Man wird den kleinen Hobbits mit einem großformatigen Werk auch überhaupt nicht gerecht!
Lidia Postma hat es mit wundervollen Zeichnungen bereichert. Allen voran eine Hobbitversion von da Vincis berühmter Menschenskizze (wer den richtigen Titel weiß, möge mich erleuchten).
Man sollte durchaus das Wagnis auf sich nehmen, das Buch auf englisch zu lesen, weil es gut verständlich ist. So ziemlich jeder Belang von hobbitschem Interesse findet hier Erwähnung: Bilbo, Frodo und Gollum sind eigene Kapitel gewidmet, aber auch über Namen, Erbfolgen, das Auenland und die Figuren aus dem "Hobbit" läßt Day sich aus.
Kompakt zusammengefaßt findet sich hier alles, was Hobbitfans dem Herrn der Ringe nicht direkt entlocken konnten.
Wer dennoch die deutsche Ausgabe bevorzugt, ist besser hiermit beraten als mit dem oberen Link: Das Buch von den Hobbits.
Vielleicht ist ja auch die deutsche Ausgabe so herzerwärmend wie die englische.





Romane

Christopher Paolini: Eragon -
Das Vermächtnis der Drachenreiter
amazon.de
Blanvalet, ISBN 3442362911 Preis: 12 Euro

Erst habe ich über Paolini gelesen, dann von ihm, und nun ist der Fantasy-Erstling des jungen Amerikaners endlich auch hier als Taschenbuch erschienen.
Zwar trifft man hier "alte Bekannte" wieder - Zwerge, Elfen und natürlich Drachen - aber mal davon abgesehen, daß der Name des fiesen König Galbatorix mich ewig an Asterix erinnert, sollte man sich auf die Welt Alagaesias unbesehen einlassen.
Titelheld ist der 15jährige Eragon, der ein friedliches Leben in der Abgeschiedenheit eines kleinen Bergdorfes lebt. Aber nur, bis er einen seltsamen Stein im Wald findet. Erst will er den "Stein" loswerden, doch sehr zu seinem Entsetzen schlüpft eines Nachts aus dem Stein ein Drache!
Die kleine heranwachsende Saphira wird von Paolini so wundervoll beschrieben, daß man sie am liebsten knuddeln möchte. Verständlich, daß Eragon auf das kleine Drachenmädchen aufpassen möchte.
Aber es ist jemand auf der Suche nach dem Drachenei. In Eragons Abwesenheit wird das Haus seines Onkels niedergebrannt. Dieser überlebt den Tag nicht und Eragon hat keine andere Wahl, als zu fliehen. Dabei steht ihm ein Weiser zur Seite, der ihm alles erzählt, was er als angehender Drachenreiter wissen muß - denn Saphira hat ihn als solchen erwähnt.
Es wird im weiteren Verlauf sehr spannend und teilweise schockierend, weshalb das abrupte Ende umso überraschender kommt. Das kann jedoch nur bedeuten - richtig, daß das nur der Auftakt einer epischen Fantasy-Trilogie ist.
Man liest zwischen den Zeilen, daß Paolini dieses Buch mit 15 Jahren geschrieben hat, aber das macht es gerade glaubwürdig.
Zwar findet man, besonders auch auf der Karte vorn im Buch, immer wieder (vermutlich unbewußte) Anleihen an Mittelerde, aber Tolkien ist nun einmal der Vater der zeitgenössischen Fantasy und ich habe "Eragon" schließlich nicht gelesen, um Ähnlichkeiten herauszufiltern.
Wenn man diese Haarspalterei sein läßt, wird man jedenfalls seine helle Freude an dem Buch haben!




Christopher Paolini:
Eragon - Der Auftrag des Ältesten
amazon.de
Cbj, ISBN 3570128040 Preis: 19,90 Euro

"Der Auftrag des Ältesten" füllt mal wieder diese undankbare Zwischenposition zwischen dem Auftakt einer Trilogie und dem Finale aus. Was nicht heißen soll, daß er das nicht schafft. Ich war sehr gespannt auf die Fortsetzung von "Eragon" und ich war nicht enttäuscht. Nicht die Neuerfindung der Fantasy, die ja viele suchen wie den Heiligen Gral, aber spannend und unterhaltsam.
Es geht an der Stelle weiter, mit der Teil 1 sein Ende nahm (endlich wurde es spannend und dann Schluß - wie bei Matrix, eigentlich), und genau an der Stelle verschwindet dann Eragons treuer Begleiter Murtagh plötzlich spurlos. Allerdings ahnt man, daß da noch was kommt, was am Ende auch der Fall ist.
Die Geschichte wird von da an ein wenig politisch angehaucht und ist in dem Handlungsstrang um Eragon nicht immer spannend, aber dafür gibt es ja den zweiten um seinen Vetter Roran. Der mausert sich zum neuen Helden und bringt mit Katrina auch mal einen Hauch Romantik in die Handlung. Was draus wird, erfahren wir erst in Teil 3.
Parallel wird Eragon über unzählige Seiten ausgebildet, um in einer finalen Schlacht dann seinem Feind Galbatorix gegenüberzutreten - oder auch nicht, wie man feststellen muß. (Der ist wie Sauron: Alle reden von ihm, aber da ist er nie.)
"Der Auftrag des Ältesten" ist ein Buch, in dem man stellenweise jubeln und kreischen könnte. Spaß macht es auf jeden Fall.




Rebecca Gablé: Das zweite Königreich amazon.de
Lübbe, 3404148088 Preis: 9,95 Euro

Eigentlich war es das Buch meiner Freundin. Bis mir der Eistee im Rucksack auslaufen mußte, in dem sich auch das Buch befand. Aber welch ein Glück, daß es in meinen Besitz überging!
Mich hatte ja schon die erste Seite im wunderbar angenehmen Erzählstil gefesselt, aber von einigen historischen Langatmigkeiten abgesehen, wurden die gesamten fast 800 Seiten zum puren Lesespaß.
Es geht um den 14jährigen Caedmon, halb Engländer, halb Normanne, der bei einem Ausritt mit seinem Bruder von Piraten angeschossen und zum Krüppel wird. Der Vater schickt ihn mit einem hochrangigen Adligen nach Frankreich, wo Caedmon die Härte militärischen Drills kennenlernt - und eine junge Frau, die ihm vom ersten Moment an das Herz stiehlt.
Er kehrt zwei Jahre später an der Seite des englischen Königs in seine Heimat zurück und sieht sich einigen Widrigkeiten gegenüber. Seine Schwester hat Schande über die Familie gebracht, seine Angebetete soll einen anderen heiraten und durch einige Umbrüche findet er sich bald als Lehnsherr und Diener William the Conquerors wieder.
Nicht unerwähnt bleiben darf auch eine gewisse Gänsemagd, deren Frechheit mich jetzt noch zum Grinsen bringt. Caedmons Zuneigung gilt jedoch ungebrochen der jungen Normannin, die er vor Jahren das erste Mal sah und die er nicht haben darf. Als sie ihn jedoch von ihrer Liebe wissen läßt, wirft er alle Vernunft über Bord - und damit begeben sie sich beide in Gefahr.
Das Buch steckt voller charmanter und manchmal auch schockierender Details, ist mit Humor, Dramatik und Liebe gewürzt - alles, was das Leserherz begehrt. Es hätte zwar knapp 200 Seiten kürzer ausfallen können, aber Gablé weiß, wovon sie schreibt. Und das macht die Lektüre zum Genuß!




Rebecca Gablé: Das Lächeln der Fortuna amazon.de
Lübbe, 3404139178 Preis: 9,95 Euro
Das oben aufgeführte Buch hat mir ja schon gut gefallen - aber "Das Lächeln der Fortuna" wird zu Recht von vielen als eines von Rebecca Gablés besten Werken bezeichnet. Es ist weniger historisch-langatmig und hat einen unglaublichen Unterhaltungswert.
Die im Klappentext beschriebene furchtbare Feindschaft zwischen Titelheld Robin of Waringham und Mortimer Dermond ist nicht so nervenaufreibend, wie ich dachte. Das dicke Buch liest sich flüssig und ist stellenweise kaum noch wegzulegen. Die Gepflogenheiten und Ungerechtigkeiten, denen man im Mittelalter ausgesetzt war, kommen bildlich greifbar rüber.
Im Zentrum dieses Buches steht diesmal keine Liebesgeschichte zum Mitleiden, aber Robin ist ein sehr umtriebiger, sympathischer Held, der den Leser viel miterleben läßt - von seiner Flucht aus dem Kloster über seine späteren Vaterfreuden bis hin zu Gefangenschaften in finsteren Kerkern.
Es passiert so viel, daß es den Rahmen sprengen würde, alles aufzuführen. Ich würde auch zuviel verraten, möchte ich doch jedem ans Herz legen, sich dieses Buch zu kaufen...



Rebecca Gablé: Die Hüter der Rose amazon.de
Lübbe, 343103635X Preis: 24,90 Euro
Robin of Waringham war im "Lächeln der Fortuna" Vater von sechs Kindern. Sein jüngstes Kind, John, ist der Protagonist in "Die Hüter der Rose". Er hat den undankbaren Posten des jüngsten Sohnes inne, dem nichts mehr vererbt werden kann. Aber er macht das beste draus, indem er an den Hof in London geht, Ritter des Königs wird und für ihn um den Thron Frankreichs kämpft.
Dabei ist stets einer an seiner Seite: Bischof Beaufort, der ihn beinahe wie einen Sohn liebt. Auch dann noch, als John einfach so seine Tochter, die es natürlich gar nicht geben dürfte, heiratet.
Aufreger des Buches ist definitiv Johns älterer Bruder Raymond, der allem nachstellt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, und damit einiges Unheil anrichtet. Über mangelnde Liebesszenen darf sich also niemand beklagen, und man wundert sich, wie wenig prüde man im Mittelalter wohl doch war...
John ist jedenfalls eine sympathische Hauptfigur, der man alles Gute gönnt. Eine schöne Fortsetzung, wenn auch nicht ganz so überragend wie der Vorgänger.


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