Chroniken eines Freaks - Ein Rückblick auf meine Fanfictionarbeit



Fast drei Jahre lang habe ich einen riesigen Teil meiner Freizeit, meiner (Drucker-)Tinte und auch oft meinen Schlaf (*g*) dem Schreiben der Herr der Ringe-Fanfictions bereitwillig geopfert.
Die komplette Chronologie meines Alternative Universe sieht, wie schon an der Navigation im Stories-Hauptmenü zu sehen, folgendermaßen aus:


Die Entscheidung (1/04), 23 Seiten
Die Entführung im Auenland (6/02), 80 Seiten
Der Fremde aus dem Osten (7/02), 95 Seiten
Der Fluch der Alten Welt (10/02), 80 Seiten
Der Ruf des Schattens (2/03), 45 Seiten
Die Verkünder der Finsternis (3/03), 115 Seiten
Der Weg zurück (8/04), 60 Seiten
Ein Mädchen aus Bockland (6/03), 80 Seiten
Ein kleines Licht im Winter (4/03), 180 Seiten
Gefährliche Freunde (8/03), 150 Seiten
Der Handlanger (5/03), 95 Seiten
Auf der Suche (7/03), 90 Seiten
Sarumans Prophezeihung (9/03), 180 Seiten
Die Hüter der Kristalle (2-4/04), 252 Seiten
Lösegeld (6/04), 110 Seiten
Bis zu den Sternen (7/04), 95 Seiten
Ferne Weiten (9/05), 23 Seiten


Ferner sind zu nennen meine englischen Entsprechungen zu deutschen Geschichten:
The Abduction in the Shire (7/02), 60 Seiten
The Heir of Sauron (1/03), 40 Seiten
A Light in the Darkness (10/03), 140 Seiten


Und dann gibt es noch die berühmt-berüchtigten Teamworks:
Faelgil und der Schatten (5/03), 210 Seiten
The Road to Mirkwood/Der Weg zum Düsterwald (8/02), 180 Seiten
beide Werke entstammen der gemeinsamen Feder mit Laietha und bleiben unvergessen

Mit Elsabit erdacht habe ich den „Fluch der Alten Welt“ (s.o.)

Blutrache (5/04), 160 Seiten (5/04), 170 Seiten
Blutrache 2 - Den Feind im Körper (11/04-9/05)
und als weitere Teamworks mit Silvia sind „Die Verkünder der Finsternis“

und „Gefährliche Freunde“ zu nennen (s.o.)

Mit Sandra geschrieben habe ich
Die Mutprobe (7/03), 120 Seiten und „Lösegeld“ (s.o.)


Außerordentliche Geschichten wären da noch fünf Kurzgeschichten und eine andere:
Ein Tag im Oktober (11/02), 6 Seiten
Kalte Angst/Cold Fear (12/02), 5 Seiten
Ein letztes Ziel (03/03), 3 Seiten
Die Gier nach Macht (04/03), 5 Seiten
Leichte Beute (12/03), 6 Seiten
Devastation - Verwüstung (12/04), 62 Seiten




Begonnen hat alles mit dem Wunsch, Frodo nicht in irgendeinem mir zu abstrakten unbekannten Land fern seiner Heimat zu sehen, sondern bei seinem Freund Sam.
Für mich war die Beziehung der beiden etwas wirklich ganz besonderes, und die Faszination durch diese Freundschaft hat überhaupt den Anstoß zur Fanfiction gegeben.
Gesondert genannt sei in diesem Zusammenhang der wohl wichtigste Mensch in meinem Leben, der mich ermuntert hat, eine Fortsetzung zu Tolkiens genialem Meisterwerk zu wagen. Inzwischen ist ihm eine ganze Geschichte gewidmet („Bis zu den Sternen“) und zwar aus gutem Grund. Außerdem habe ich mit ihm als King of the Dead in hauptsächlich inhaltlich unterstützender Funktion das „Land der Schatten“ als der Dunklen Seite gewidmete Homepage ins Leben gerufen.

Die durch ihn angeregte und frenetisch verfochtene Geschichte ist „Die Entführung im Auenland“, deren Ideen gut zur Hälfte von ihm stammen, und er war sicherlich immer mein enthusiastischster Betaleser.
Wie in der History schon berichtet, entstand dadurch die ganze Homepage mit minimalsten Wünschen und Vorstellungen dessen, was ich damit würde erreichen können. Aber zur damaligen Zeit war Fanfiction noch nicht so weit verbreitet im Netz, und mit meinem Anspruch, gute und möglichst werkstreue, anspruchsvolle Fanfiction zu veröffentlichen, habe ich bis heute ungebrochenen Erfolg.

Ich habe innerhalb kürzester Zeit viele andere Fans kennengelernt und es ist Laietha und Elsabit zu verdanken, daß die „Entführung im Auenland“ kein Ausnahmefall und Einzelwerk geblieben ist, weil sie zum „Fremden aus dem Osten“ angeregt haben.
Außerdem entstand mit Laietha eine der verrücktesten und genialsten Geschichten, die man sich vorstellen kann, und zwar aus einem eigentlich recht sinnlosen Online-Rollenspiel. Fortgesetzt wurde das dann ursprünglich mehr improvisiert als sinnvoll geplant in „The Road to Mirkwood“, dem ersten und ungeschlagenen Teamwork.

***

Bald darauf verfestigte sich in meinem Kopf die Idee, die Ereignisse um meine Lieblingshobbits nach dem Ringkrieg weiterzuspinnen, und immer wieder kamen mir neue Ideen, was mich manchmal selbst erstaunt hat.
Es ist nicht zu leugnen, daß ich mich im Laufe der Zeit von Tolkiens Ursprungston und der puren Interpretation seines Werks natürlich entfernt habe; die fast naive und unschuldige Immanenz seines Werkes habe ich außer in der „Entführung im Auenland“ niemals wieder erreicht, und deshalb ist und bleibt diese Geschichte trotz ihrer kleinen Macken eine Besonderheit.
Sie ist wohl die bekannteste meiner Feder entstammende Fanfiction im Internet und noch auf zahlreichen anderen Seiten zu finden.

Ich habe es, und darüber läßt sich sicherlich streiten, es immer als ungerecht empfunden, daß Frodo nicht mehr die Gelegenheit haben sollte, gemeinsam mit seinen Freunden in der geliebten Heimat zu leben. Und als er in meinem Geschichtenzweig mehr als ein Jahrzehnt nach dem Ringkrieg doch dort verbracht hatte, kam mir die Idee, inhaltlich noch weiter zu gehen und ihm endgültig etwas Glück zukommen zu lassen, das er ebenfalls meiner Meinung nach einfach nur verdient hat.
Er sollte Liebe kennenlernen, eine Familie haben dürfen wie seine Freunde, und ich habe mit notwendiger großer Sorgfalt Liliane Bolger ins Leben gerufen, die einzig dazu dient, für Frodo da zu sein (und nicht, wie böse Zungen behauptet haben, wieder einmal das Mary Sue-Klischee erfüllen sollte *g* - das wäre mir nun wirklich zu dumm gewesen).

Diese Idee fand in der Hauptsache großen Anklang. Es war nicht immer ganz leicht, Liliane in die Handlung mit einzubeziehen, aber ich gewann sie sehr schnell wirklich lieb und habe deshalb weniger über große Abenteuer mit allen Gefährten geschrieben, sondern vielmehr von kleineren Abenteuern im Auenland erzählt.

Das funktionierte allerdings nur so lang, bis ich den Wunsch hatte, mich selbst herauszufordern und eine wirklich großartige, lange Geschichte auf die Beine zu stellen. Lang heißt bei mir, was der obigen Übersicht zu übernehmen ist, länger als 200 Seiten, und nicht nur dahingehend bin ich mit dem ersten Versuch in „Sarumans Prophezeihung“ gescheitert. Heftige Diskussionen sind über den darin behandelten Problempunkt entstanden, haben das gesamte Verständnis von AU und Eigeninterpretationen in Frage gestellt und mich nichtsdestotrotz den Entschluß fassen lassen, es später noch einmal mit einer anderen Idee zu einem großen Werk zu versuchen.

Diese kam mir völlig unerwartet und auch aus Trotz in Anknüpfung an die „Prophezeihung“ Anfang 2004 im Gespräch mit Silvia. Das Ziel war, eine Geschichte epischen Ausmaßes zu erzählen, in dem wirklich jeder eine Rolle spielt, und die durch Komplexität, Spannung und tolkienimmanenten, aber dennoch interessanten neuen Ideen bewegt.
Wie so oft bei wirklich guten Ideen der Fall, hatte ich zuallererst den Titel im Kopf: „Die Hüter der Kristalle“, und es gibt in meinem mir hochheiligen sogenannten Kritzelbuch - das mich, anders als mein Computer, überallhin begleitet hat - zahllose immer wieder überarbeitete Handlungsentwürfe.
Bis fast zuletzt wußte ich nicht, wie die Geschichte zu einem guten Ende zu bringen sein sollte, aber es ist mir nach langem Schreiben und ungebrochener Begeisterung für den Stoff dennoch gelungen.

„Die Hüter der Kristalle“ würde ich, und Leser, die mein Werk gut kennen, stimmen mir sicherlich zu, als das zukunftsweisende Werk meiner Fanfictionarbeit bezeichnen. Ich empfinde nicht den gleichen Stolz und die gleiche Zufriedenheit bei jeder Geschichte, was auch daher rührt, daß ich einfach keine Geduld für Überarbeitungen habe.
Aber die Hüter bezeichne ich als mein Meisterwerk, weil mir darin ganz unverhofft gelungen ist, was ich seit Beginn meiner Liebe zum Schreiben mit zehn Jahren nie vollbracht hatte.
Es ist eine Geschichte, die eine in jeder Zeile ungebrochene Faszination ausübt, das haben viele Leser mir immer wieder bestätigt.

Die vielen Teamworks brachten eine angenehme Abwechslung in die Arbeit und haben ein wenig Verwirrung gestiftet bezüglich der Zusammenhänge zwischen den einzelnen (unter anderem) meiner Feder entstammenden Geschichten.
Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, daß es einfach reizvoll war, mit jeder Geschichte ein wenig weiter zu gehen und die Grenzen neu zu setzen. Das konnten detaillierte Beschreibungen der Liebe oder Brutalitäten sein, die offener genannt waren als nötig, es konnten Charakterisierungen wie die der Beziehung zwischen Sam und Frodo oder Frodo und Aragorn sein, und manchmal waren es die Details, die unvergessen blieben.

Der Schreibprozeß war nicht immer gleich leicht. Daß ich so viel in kurzer Zeit geschrieben habe, hängt sicherlich mit dem Bilderreichtum in meinem Kopf zusammen, und wenn der fehlte, ging es ruckartig weitaus schleppender voran.
Aber in fast jeder Geschichte gibt es mindestens eine Szene, die ich immer wieder lesen muß, die ich vorher parat liegen hatte und zum Teil bis heute fast auswendig im Kopf habe, weil sie etwas besonderes sind.
Im „Ruf des Schattens“ etwa ist das Sams Blutopfer für Frodos Rettung, es ist seit jeher der bei uns nur als Showdown bekannte grausame Höhepunkt in „Die Verkünder der Finsternis“, der Überfall auf Eowyn im Kerker in „The Road to Mirkwood, aber auch das emotionale Wiedersehen Frodos und Lilianes im Turm von Udun in „Ein kleines Licht im Winter“ oder Lilianes Heldenmut dem Feind gegenüber in „Die Hüter der Kristalle“, ebenso wie viele kleine Details in „Bis zu den Sternen“.

***

Tolkien hat mir mit seiner Inspiration etwas zurückgegeben, das ich vor der „Entführung im Auenland“ verloren geglaubt hatte. Lange vorher hatte ich das Schreiben demotiviert aufgegeben und es anfangs nicht gewagt, den Satz „Fast hätte man sagen können, daß es wieder wie früher war“ („Entführung im Auenland“) überhaupt zu Papier zu bringen.
Aber ich würde es wieder tun. Ich habe darin eine Berufung gefunden, von der ich schon seit einer ganzen Weile spüre, daß sie nun ihre Freiheit sucht und niemals vergehen wird.

Das bedeutet, daß ich nicht aufhören werde mit Schreiben, und ebenso werde ich auf jeden Fall dem Fantasygenre treu bleiben. Mein erstes eigenes, wohl besser als Fanfiction veröffentlichungstaugliches Werk wird bald fertig sein und ich werde davon auch hier noch berichten.
Es wird Zeit für dieses eigene Werk, da mein großer Geschichtenzweig inzwischen unweigerlich abgeschlossen ist, und andere Werke im Bereich der Fanfiction reizen mich nach etwa 2500 Seiten (man darf nachrechnen!) und 30 Einzelgeschichten darin nicht mehr besonders.

Aber ohne sie hätte ich ein wichtiges Stück Weg nicht gefunden, hätte mich gelangweilt, viele großartige Freundschaften nicht geschlossen und die Liebe zu Tolkiens Werk nicht so intensiv in meinem Herzen bewahrt.

Insofern denke ich, daß all diese Werke nicht nur für mich einen Gewinn darstellen.

Gedankt sei an diesen Stellen allen für die viele Mühe mit dem Korrekturlesen meiner Geschichten, für das unermüdliche Feedbackschreiben, die Unterstützung im Wettbewerb und in der ganzen Seite, und für alles andere, was ich nach drei Seiten rückblickender Erzählung vergessen habe.

Das hier ist und bleibt ein Teil meines Lebens.


Eowyn alias Dani :)

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